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11.04.2018

Hartz IV-Sanktionen

Eine existenzielle Bedrohung

frank stegerDie Zahl der Sanktionen gegen Hartz-IV-Empfänger ist im vergangenen Jahr auf knapp 953.000 gestiegen. Das waren rund 13.700 mehr als im Vorjahr, wie die Bundesagentur für Arbeit mitteilte. Für den Vorsitzenden des Vereins Berliner Arbeitslosenzentrum evangelischer Kirchenkreise e. V. Frank Steger sind solche Strafen existenzgefährdend und dienen nur dem Niedriglohnsektor. Interview mit heute.de.

heute.de: Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder hat bei der Einführung von Hartz IV betont, es gebe kein Recht auf Faulheit. Sind Sanktionen als gerechtfertigte pädagogische Antwort nachvollziehbar?

Frank Steger: Es ist ein altes Vorurteil, dass Arbeitslosigkeit durch Faulheit entstünde. Dieses Argument wird häufig genutzt, um Menschen zu diskreditieren und Stammtische zu bedienen, aber es entspricht nicht der Wirklichkeit. Dieser Ansatz erklärt in keiner Weise, warum wir in der Bundesrepublik sehr unterschiedliche Arbeitsmarktsituationen haben. Die Bayern sind ja nicht fleißiger als die Ostdeutschen. Unsere Erfahrung ist vielmehr die, dass die überwiegende Mehrheit arbeiten und damit auch am gesellschaftlichen Leben teilhaben will. Die Betroffenen sehen vielmehr zu, dass sie von sich aus wenigstens kleine Jobs bekommen, wenn sie keine andere berufliche Perspektive haben.

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